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Armer kleiner Postmaster

Geht es nur mir so, oder wird es immer schwieriger als kleiner privater Mailserver-Betreiber eine gute "deliverability" zu erreichen? Soweit ich das beurteilen kann, habe ich alles in meiner Macht stehende getan und sämtliche neumodischen Technologien in die Postfix-Config geworfen: feste IP, rDNS, SPF, DKIM und DMARC. Sämtliche "Mail-Checker" und Blacklist-Auskünfte geben meinem Mailserver und dessen IP Höchstnoten! Und dennoch: Immer wieder passiert es, dass Mails an große Anbieter still und leise im Spam-Ordner landen.

Beispiel gmail: Hier liefere ich sowieso nur noch mit IPv4 ein, da eigentlich alle Mails, die über IPv6 eingeliefert werden, im Spam-Ordner landen - aber das ist ein anderes Thema. Hin und wieder sind aber auch über IPv4 eingeliefert E-Mails betroffen und landen teilweise im Spam, ohne besondere Rückmeldung vom Mailserver. Wahrscheinlich immer dann, wenn ein mehr oder weniger entfernter IP-Nachbar ein Spam-Vorfall hatte.

Beispiel AOL: Auch hier landeten meine Mails plötzlich im SPAM-Ordner. In meiner Verzweiflung habe ich an den AOL Postmaster geschrieben und auch tatsächlich eine Antwort erhalten:

Your issue has been resolved.  Please allow two business days for delivery to improve.  If you are still receiving errors after two business days, please submit a new support request at https://postmaster.aol.com/trouble-ticket .

Warum aber überhaupt meine IP eine schlechte Reputation hatte ist nicht nachvollziehbar. Generell sind die IP-Reputationssysteme der großen Mailprovider absolut intransparent.

Ständig auf seine IP-Reputation zu achten und Mailprovider anzuschreiben ist frustrierend. Zumal die Mailserver meistens die Mails anstandslos entgegennehmen und ohne weitere Nachricht in den Spam-Ordner zustellen. Man muss also aktiv Mails an alle großen Provider senden und den Posteingang prüfen (!) um überhaupt feststellen zu können, dass man betroffen ist.

Aus diesen Grund überlege ich mir, ob ich für E-Mails an Gmail&Co nicht einfach einen SMTP-Relay a la Mailjet oder Amazon SES vor meinen Postfix schalte.

Die Idee beim Betrieb eines eigenen Mailservers ist zwar eigentlich, die Daten möglichst bei sich zu halten und nicht unnötig sämtliche E-Mails an US-Unternehmen zu übergeben - wenn man die Nutzung eines SMTP-Relays aber auf die ohnehin an US-Provider adressierten Mails beschränkt macht es eigentlich keinen Unterschied.

Habe ich einfach Pech mit meiner IP und dessen Nachbarn oder ist dies ein generelles Problem privater Mailserver-Betreiber?

Geschrieben am Samstag, 04. Februar 2017 und abgelegt unter Linux.